Es gibt grundsätzlich 2 Wege, sich als Fallschirmspringer ausbilden zu lassen:
die sogenannte konventionelle (SL – static line bzw. IAD) und die AFF (Accelerated Freefall – beschleunigte Freifall-) Ausbildung.
Die Kosten sind, um auf ähnliches Niveau im Freifall zu kommen, in etwa gleich, möglicherweise können die Gesamtkosten für die konventionelle Ausbildung sogar höher sein (da bei der konventionellen Ausbildung bis dahin mehr Sprünge erforderlich sind, können die Kosten für Anreise, Unterkunft, Kästen mit Bier usw. deutlich höher sein). Auch aus diesem Grund ist zu empfehlen, die Ausbildung bis zur Lizenz (in Deutschland reichen 23 Sprünge zzgl. 2 Prüfungssprünge) möglichst in kürzester Zeit (also z.B. in einem Wochenkurs oder während des Urlaubs) hinter sich zu bringen.
Wie schon erwähnt, geht es um das gleiche Niveau im Freifall. Ziel der Freifall-Ausbildung beim AFF ist, den Sprungschüler in die Lage zu versetzen, daß er den Schirm in stabiler Lage öffnen kann.
Der Freifall macht aber nur einen Teil des gesamten Fallschirmsprunges aus. Auch wenn er bedeutend ist, so gehören doch zum Fallschirmsprung auch Verlassen des Flugzeugs, die Öffnung des Schirms, Schirmfahrt und Landung. Und da ist dann derjenige mit der konventionellen Ausbildung klar im Vorteil, da er bei gleichem Freifallkönnen wesentlich mehr Sprünge hat.
Es gibt noch einen, wesentlichen, psychologischen Aspekt.
Den meisten Streß hat der Sprungschüler nicht beim ersten Sprung, sondern irgendwo zwischen dem zweiten und siebten, meist bei Sprung 2 oder 3.
Wenn man dabei von 2 erfahrenen (und zu diesem Zeitpunkt werden alle Ausbilder als erfahren eingeschätzt) Ausbildern festgehalten wird, die über die Sicherheit wachen, ist mit diesem Streß wesentlich einfacher umzugehen. Bei einem SL-Sprung muß man den Schritt aus dem Flugzeug selbst, ohne Hilfe und Unterstützung tun, man muß den Streß allein bewältigen, die Angst besiegen.
Mir sind einige Springer bekannt, die über die AFF-Ausbildung eingestiegen sind und jetzt mehrere hundert oder auch tausend Sprünge haben, wo ich mir recht sicher bin, daß sie eine konventionelle Ausbildung nicht abgeschlossen hätten.
Die effektivste und kostengünstigste Methode ist wohl die Kombination der SL-Ausbildung mit Tunnelzeit. Bei den 7 AFF-Sprüngen kommt man auf eine Freifallzeit von etwa 6 Minuten, dann sollten 6x2 Minuten Tunnelzeit (also z.B. 1h für 5 Personen) ausreichend sein, um die gleichen Freifall-Fähigkeiten wie in der AFF-Ausbildung zu erlernen. Ich bin mir sicher, daß diese Form der Grundausbildung bald seinen Einzug in die Ausbildungsprogramme findet (man sollte immer beachten, dass Ausbilder und Sprungplätze nicht geringe Einnahmen über die AFF-Ausbildung generieren, das Anbieten einer günstigeren Alternative also nicht unbedingt in ihrem Interesse liegt).
Wer die Möglichkeit hat, sollte einen Ausflug in die USA, am besten im Winter nach Florida oder Kalifornien, in Erwägung ziehen.
Ohne ins Detail zu gehen: bei 50 Sprüngen und 30 Minuten Tunnel bleibt im Vergleich zu Deutschland nach Abzug der Kosten für das Flugticket vielleicht sogar noch etwas übrig (Sprünge D für ca. 30 €, USA 25 USD/20 €, Tunnel wenigstens 400€ bzw. 350 USD/290€). Mit 50 Sprüngen kann man die B-Lizenz der USPA erwerben (englische Sprachkenntnisse sind vorausgesetzt), die man dann problemlos (nur die Luftrecht-Prüfung ist erforderlich) in eine deutsche Lizenz umschreiben lassen kann.
Inzwischen (2022) haben sich die Preise in den USA so verändert, daß auch aufgrund des starken USD sich das nicht mehr rechnet.
Die Saison kann man dann mit allen anderen in Deutschland als lizenzierter Springer beginnen.